Andrea Lerch-Elsäßer, Teamleitung im Bereich der ambulanten Erziehungshilfe, hatte als „Koordinatorin Familienrat“ im entwicklungswerk die Gelegenheit online am diesjährigen Netzwerktreffen Familienrat teilzunehmen. entwicklungswerk ist seit 2020 Mitglied im Netzwerkkonferenzen e.V..
Basierend auf der Überzeugung, dass Familien und ihre sozialen Netzwerke grundsätzlich über Ressourcen verfügen, um notwendige Veränderungen herbeizuführen, verfolgt der Verein Netzwerkkonferenzen e.V. mit seiner Arbeit das Ziel, kooperative Verfahren wie auch den Familienrat zu stärken und zu fördern.
Nach Grußworten der Stuttgarter Oberbürgermeisterin und der Leiterin des Jugendamtes Stuttgart startete Herr Prof Holger Ziegler von der Universität Bielefeld mit seinem Impuls-Vortrag: „Warum eigentlich Familie?“. Den Familienbegriff erweiternd betrachtend, stellte er seine These vor: Überall wo eine „Love-Care-Beziehung“ zu finden ist, da ist Familie. Ein Arrangement, welches ein verlässliches Beziehungsgut erzeugt, sei schützenswert und als Familie zu betrachten. Sei diese Beziehung nicht vorhanden, spricht Ziegler von einer „Wohngemeinschaft“. Er geht der Frage nach: was zeichnet Familie aus? Familie sei ein Ort zum Erwerb moralischer Werte, in der Familie herrschten wechselseitige, unverdiente und dauerhafte Ansprüche aneinander im Gegensatz zu Institutionen, wo selten eine kontinuierliche Bindung vorhanden sei. Wichtig für die Soziale Arbeit sei es, verstärkt nach der Liebe-Fürsorge Beziehung zu schauen und diese unbedingt zu stärken (z.B. Familien materiell gut auszustatten).
Der zweite Vortrag wurde von Diana Kinnert gehalten, die Aspekte ihres neuen Buches: „die neue Einsamkeit“ vorstellte. Sie spricht davon, dass das Phänomen nicht nur bei alten Menschen um sich greife sondern auch zunehmend junge Personengruppen betreffe, die z.B. in digitalen agilen Jobs beschäftigt sind oder bei Jugendlichen, die sich zunehmend in sozialen Onlline-Foren aufhalten. Einsamkeit gefährde nicht nur die Gesundheit, sondern den Zusammenhalt der Gesellschaft (Entsolidarisierung). Es gelte Infrastruktur zu fördern, wo soziale Netzwerke erlebbar sind: Freundeskreise, Nachbarschaftskreise, … Es brauche eine politische, Zuständigkeit für dieses Phänomen, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, wo Menschen sich aufgehoben fühlen.
Am Nachmittag bestand die Möglichkeit an verschiedenen Workshops teilzunehmen. Eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in Stuttgart stellte u.a. ihre Sicht auf eine gelungene Durchführung einer persönlichen Zukunftsplanung /= Zukunftsrat bei einer jungen Frau vor.
Am zweiten Tag waren der Londoner Sozialarbeiter Tim Fisher und ein Kollege online zugeschaltet, die sehr engagiert und bunt gestaltet durch einen Film- und Musikbeitag von ihrer erfolgreichen Arbeit in einem Familienkonferenzbüro in einem Londoner Brennpunkt-Stadtteil berichteten. Sie zeigten auf, dass es einen konkreten Ort brauche, wo Emotionen erlebbar werden, beispielsweise wie in einem Dorf (den Stadtteil zum Dorf werden lassen).
Begleitet wurden die beiden von Coco Klußmann, Soziologin (Uni Dresden), die eine große Befragung zur Bedeutung des Begriffs Liebe vorgenommen hat. Den Referierenden war es sehr wichtig auf die neue Bedeutung von Liebe – Love in der sozialen Arbeit hinzuweisen.: „love ist to act“
Andrea Lerch-Elsäßer war, obwohl sie natürlich eine persönliche Teilnahme in Stuttgart vorgezogen hätte, sehr überrascht, wie gelungen das Online- Forum gestaltet und moderiert wurde.
Es gab tatsächlich Gelegenheit, bekannte Kolleg*innen aus der Koordinator*innen-Fortbildung oder aus dem regionalen Netzwerkgruppe zu treffen und sich kurz auszutauschen. Insgesamt hat die Teilnahme Andrea Lerch-Elsäßer unbedingt darin bestärkt, die Etablierung des Familienrates in Frankfurt voranzutreiben. Dafür zu werben, es mehr und mehr Menschen zu ermöglichen, mit ihren vorhandenen Netzwerken, Unterstützung und Lösungen für ihre Themen und Probleme zu erhalten.
Weitere Informationen zu Netzwerkonferenzen e.V. unter https://www.netzwerkkonferenzen.org