Teilnahme am Fachtag zum Thema „Gaming Disorder – Exzessive Mediennutzung in der Diskussion“ am 11.11.2019

Am 11.11.2019 nahmen die Mitarbeiter Constantin Rüter, Michael Itzel und Phil Gräfe am Fachtag zum Thema „Gaming Disorder – Exzessive Mediennutzung in der Diskussion“ in Berlin teil – Veranstaltet von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. in Kooperation mit der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e.V.

Aufgebaut war der Fachtag in vier einzelne Vorträge und einer abschließenden und zusammenfassenden Podiumsdiskussion.

Frau Jessica Euler referierte über das Thema Medienpädagogik und darüber, welche Vorbildfunktion die Mediennutzung der Eltern für die Kinder hat. So ist laut Ihrer Ausführung zwischen exzessivem und problematischen Konsum von Medien zu unterscheiden um eine angemessene Intervention starten zu können.

Frau Cordula Dernbach sprach aus ihrer Erfahrung als Beraterin. Seit mehreren Jahren arbeitet Sie in einer Beratungsstelle für Familien und Jugendliche und zeigt auf, dass ein Grundbaustein für problematischer Medienkonsum schon der Einstieg sei: So sei das Handy/der PC usw. usf. oft ein Geschenk – Und Geschenke müssten sich laut ihrer Auffassung keiner Regelung unterwerfen. Deshalb sei es umso wichtiger die Kombination aus Jugendphase und Mediennutzung genauer zu beobachten. Der problematische Konsum starte nicht beim Kind oder Jugendlichen, sondern bei den Eltern, die Ressourcen beim Kind/Jugendlichen nicht erkennen.

Herr Ulrich Wehrmann berichtete von seinem erfolgreichen Vorhaben im Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg ein Helfer-Netzwerk aufgebaut zu haben. Ihn habe es immer gestört, dass Familien nur deshalb nicht die richtige oder im schlimmsten Fall gar keine Hilfe erhalten hätten, nur weil sie unwissentlich an der falschen Stelle nachgefragt haben. Deshalb begann er vor Jahren damit, dass sich die einzelnen Institutionen vernetzen, sodass es im Endeffekt egal ist, wo welche Familie nachfragt – Am Ende landen Sie (im besten Falle) an der richtigen Adresse. Herr Wehrmann vertrat die auch in seinen Augen durchaus strittige Ansicht, dass Analog das Bio von Morgen sei und meint damit, dass er davon überzeugt sei, dass sich eine Gegenbewegung zum allgegenwärtigen digitalen Leben entwickeln wird.

Herr Kai Müller beleuchtete das Thema von der universitären Seite. Er selbst arbeite an der Uni Mainz und befasst sich seit 1995 mit dem Thema der Spiele- und Mediensucht. Das Thema der Spielesucht sei also kein Neues – Deshalb sei es aus seiner Sicht gut, dass „Gaming Disorder“ nun in den ICD-11 aufgenommen wird.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass beim Thema „Gaming Disorder“ neue Wege gegangen werden müssen. So sei es z.B. so, dass oft die Kinder nicht von den Eltern lernen was moderne digitale Güter sind, sondern die Eltern von den Kindern. Ein grundlegendes Verständnis über die digitale Spielekultur muss erst noch wachsen. Zudem seien die aktuellen Dynamiken in der Spiele-Industrie genauer zu beobachten – Wo früher das Spiel noch ein Kulturgut war, ist es heutzutage oft nur noch ein Konsumgut. Einigkeit herrschte dahingehend, dass die Sucht-Erfahrung bei Kindern und Jugendlichen an sich nicht neu sei. Dass, was 2019 digital passiert, geschah in der vor-digitalen Zeit analog.